In einem Unternehmen mit kleiner Küche und Sitzungszimmer, welches über Mittag zur Esskantine umfunktioniert wird, fallen tagtäglich diverse hauswirtschaftliche Arbeiten wie zum Beispiel Geschirrspüler ein- und ausräumen, Kaffeemaschine reinigen oder Pflanzen giessen an. Bei einem zehnköpfigen Team gibt das ordentlich was zu tun. Für neun der zehn Nasen war von vornerein klar: Diese Aufgaben muss die einzige Frau (in diesem Falle wäre ich das) im Team übernehmen.
Ich dagegen war da ganz und gar nicht dieser Meinung. Die Zeiten, in denen die Frauen „nur“ in der Küche gestanden und sich um die Kinder gekümmert haben, sind definitiv vorbei. Früher war die Ausrede der Männer wahrscheinlich: „Du arbeitest ja nicht, also kannst du dich um „diese Dinge“ kümmern.“ Aber wie sieht das heute aus? Ich arbeite Vollzeit und muss „diese Dinge“ trotzdem erledigen? Geht gar nicht, sorry Jungs.
Mit der Kaffeemaschine und dem Grünzeug konnte ich mich ja noch anfreunden, aber dazu auch noch das schmutzige Geschirr meiner Arbeitskollegen wegräumen? Nein, danke. Das ging absolut zu weit.
Also versuchte ich die Jungs regelmässig mit viel Elan und allen möglichen Tricks zu motivieren, wenigstens ihr Geschirr in den ach so super tollen Geschirrspüler zu räumen. Wenn jemand Werbung für Geschirrspüler machen könnte, dann ich. Eine geübtere Person für diese Aufgabe gibt es wohl nicht. Zusätzlich erwähnte ich immer wieder, wie froh wir ALLE doch sein können, dass wir (Betonung auf WIR) überhaupt einen Geschirrspüler haben und nicht von Hand abwaschen müssen.
Eines Morgens, ich war gerade erst nach einem erholsamen Wochenende im Büro eingetroffen, traf mich fast der Schlag als ich die Küche betrat. Die Küchenkombination war übersät von dreckigen Kaffeetassen. Wut stieg in mir auf. Wahrscheinlich war der Geschirrspüler mit sauberem Geschirr gefüllt und die Herren waren mal wieder zu faul um dieses auszuräumen. Ein tolles Willkommensgeschenk für den Wochenstart.
Missmutig öffnete ich die Spülmaschine um das saubere Geschirr rauszunehmen und siehe da – die Maschine war leer. Ich konnte es kaum fassen. Nicht einmal wenn der Geschirrspüler leer war, räumten die Jungs ihre Tassen weg. Als ob ein Unterschied darin besteht, das Geschirr auf die Kombination oder eine Etage tiefer direkt in die Maschine zu räumen. Ich war enttäuscht über so viel Faulheit und beschloss, die Jungs zur Rede zu stellen und mal wieder kräftig auf den Tisch zu klopfen.
Die nächste Teamsitzung stand bevor und ich brachte mein Anliegen auf den Tisch. Die Jungs starrten mich an, als ob ich wieder mal unter dem prämenstruellen Syndrom leiden würde. Ihre Blicke sagten mehr als tausend Worte: Warum zum Teufel machst du so einen Aufstand wegen dieser Kleinigkeit?
Endlich ergriff ein Arbeitskollege das Wort und klärte mich auf, weshalb Männer so denken wie sie denken. Seine ausführliche Erklärung lautete: „Wenn ich mit einer gebrauchten Tasse in der Hand vor dem Geschirrspüler stehe, überlege ich mir dabei folgendes: Soll ich die Spülmaschine öffnen und es wagen einen Blick reinzuwerfen – immer der Gefahr bewusst, dass diese voll sein könnte und ausgeräumt werden muss – oder soll ich doch lieber die Tasse einfach nur auf die Küchenkombination stellen und mich vom Acker machen? Die Antwort ist für jedes männliche Wesen glasklar. Ich wähle Variante Nummer zwei, stelle die Tasse auf die Ablage und suche das Weite.“
Ah ja, logisch. Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen? – Natürlich weil ich eine Frau bin und mir all diese Fragen gar nie stelle. Ich öffne die Spülmaschine automatisch, ohne mir überhaupt Gedanken oder daraus eine Quizfrage zu machen.
Jungs, wie wär’s damit: Geschirrspüler einen Spalt breit öffnen und einen scheuen Blick rein werfen. Wenn er leer ist, Tasse rein und erst DANACH vom Acker machen. Falls er doch voll sein sollte, könnt ihr euch ja immer noch davonschleichen und die Tasse neben der Spüle deponieren. So besteht immerhin eine klitzekleine Chance, dass gelegentlich ein paar wenige Tassen direkt im Spüler landen. Mein Vorschlag wäre jedoch: AUSRÄUMEN!!!
PS: Ich weiss, es sind nicht alle Männer so (sorry an alle fleissigen Geschirrspülmachine-Einräumer). Falls einer von euch zur Minderheit gehören sollte, die den Geschirrspüler als Freund und nicht als Feind ansieht – bitte diese Erkenntnis unbedingt an den Mann bringen. Vielleicht seid ihr ja erfolgreicher als ich…
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