Manchmal überfallen sie mich mitten in der Nacht. Völlig unerwartet und äusserst aufdringlich. Sie brennen sich in mein Gehirn wie die Nadel eines Tätowierers in die Haut. Sie lauern irgendwo in einem Versteck und warten sehnsüchtig darauf, ihren grossen Auftritt aufs Parkett (bzw. aufs Papier) zu legen. Da bin ich mir ganz sicher.
Wenn sie dann den Weg in mein Bewusstsein gefunden haben, bleiben sie hartnäckig an Ort und Stelle und lassen sich nicht mehr vertreiben. Die Gedanken. Meine Gedanken. Die Gedanken, die mich Nacht für Nacht vom Schlaf abhalten. Sie wollen raus. Sie wollen sich bemerkbar machen. Sie wollen aufs Papier gebracht werden. Ab und zu versuche ich sie zu ignorieren oder auszutricksen. Meistens jedoch erfolglos. Sie lassen sich weder vertreiben noch verdrängen.
Also verlasse ich mein Bett und setze mich hin. Ich schreibe unsortierte Wörter wirr aufs Blatt. Irgendwann, wenn die Zeit reif ist, werden daraus Sätze. Massenhaft Sätze. Vielleicht sogar eine ganze Geschichte. Dann kehrt wieder Ruhe ein. Zumindest für den Rest dieser einen Nacht. Und ich schlummere glückselig, immer in Begleitung neuer, nach Aufmerksamkeit haschender Gedanken, die ungeduldig auf ihren grossen Auftritt warten. Vielleicht morgen. Oder übermorgen. Wer weiss. Irgendwann schaffen sie es aufs Papier und bleiben stolz da liegen.
Bis weitere unermüdliche Gedanken mich überreden, sie zu ordnen und aus chaotischen Wörtern ein sinnvolles Gefüge zu bilden. Erst dann – wenn ich die einzelnen Wörter fein säuberlich sortiert, aufgeräumt, um platziert und ins Reine geschrieben habe – geben sie endlich Ruhe. Dann sind sie zufrieden – und mit mir und sich selber im Reinen…!
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