Mittwoch, 26. Mai 2010

Wortgeplänkel...

Kürzlich bin ich über den Ausdruck „positive Überraschtheit“ gestolpert. Gibt es diese Bezeichnung überhaupt? Ich glaube schon, mir gefällt’s jedenfalls.

Lustigerweise (Oder doch komischerweise? Oder seltsamerweise? Man weiss es nicht so genau…) gibt es massenhaft Wörter und Redewendungen dieser Art. Ich, als bekennende Wort-Fanatikerin, finde solche Ausdrücke zum Schreien komisch. Muss man zwingend schreien wenn man etwas lustig findet? Ach, wie herrlich das alles doch ist. Jedes einzelne Wort kann man drehen und wenden. Und manchmal, aber nur manchmal, ergibt sich daraus ein ganz anderer Sinn.

Als Schweizerin tue ich mich des Öfteren schwer in der Wortwahl und frage mich: Ist das wirklich ein richtiges, deutsches Wort oder mal wieder nur eine schweizerdeutsche Fassung davon?

Zum Beispiel das Wort „springen“: In richtigem Hochdeutsch nennt man das auch hüpfen oder hopsen. In der schweizerdeutschen Sprache heisst „springen“ jedoch laufen oder gehen.

Wenn ein Schweizer also sagt „Spring so schnell du kannst!“ heisst das nicht, dass du wie ein tollwütiger Gummiball umher hopsen sollst. Nein, es bedeutet ganz einfach: „Lauf so schnell du kannst!“ Also nimm deine Beine in die Hand (nicht wortwörtlich gemeint) und lauf um dein Leben.

Hier ein paar Wortspiele für euch. Immer wieder lustig :-)

Neulich in der Suppenküche hab ich ein rührendes Mädchen kennen gelernt.

Ge-ni-tiv ins Wasser, weil‘s Da-tiv ist.

Ich summe, also bien ich - mosquito ergo sum!

Telefonhörer müssen nicht unbedingt mies drauf sein, nur weil sie schlecht aufgelegt sind.

Ich hab einen Kumpel, der ist DJ. Wir verstehen uns eigentlich echt gut, aber am Telefon ist's aussichtslos: Immer legt er auf…!

Dienstag, 18. Mai 2010

BEINhart BE(e)INdruckend..

Spätabends wusste ich nur eines, ich will und muss schreiben. Also nicht „müssen“ weil mir jemand ein Messer an die Kehle presst, sondern weil ich mir endlich mal wieder eine Nacht im Tiefschlaf gönnen wollte. Das mit dem „Schreiben auf Knopfdruck“ ist jedoch so eine Sache, die bei mir selten funktioniert. Trotzdem quetschte ich mich mit Stift und Block in meinen Schreibsessel und zwang mich zum Nachdenken. Welche Themen waren so bedeutungsvoll, dass sie es verdient hatten in meinem Blog erwähnt zu werden?

Ich grübelte, bis meine grauen Hirnzellen beinahe den Freitod wählten. Nicht nur mein Gehirn wollte nicht mehr arbeiten, auch meine Beine – die ich mühsam auf dem Stuhl ineinander geschlungen hatte – machten sich unangenehm bemerkbar. Sie kribbelten hartnäckig, doch ich schenkte ihnen keine Beachtung und tüftelte weiter an einem ultimativ genialen Thema. Irgendwann wurde es ihnen zu bunt und sie schliefen ein. Einfach so. Als ich mich regte, begannen sie wie Feuer zu brennen. Sie kribbelten und surrten, als wollten sie mich kitzeln. Oder war es eher ein Wachrütteln? Meine Beine sind verdammt clever. Sie hatten nämlich ohne ein Wort zu sagen ihr Ziel erreicht. Ich war wachgerüttelt – ich hüpfte auf einem Bein quer durch das Wohnzimmer und wünschte mir, dass das Taubheitsgefühl und das lästige Kribbeln endlich aufhörten.

Wie ich da so bescheuert umher hüpfte, erschien endlich die langersehnte, leuchtende Glühbirne über meinem Kopf, wie wir sie aus Comic-Zeitschriften kennen. Der Funke sprang durch die Beinarbeit wortwörtlich über: Wer hatte es mehr verdient, dass über sie geschrieben wird, als unsere eigenen Beine. Die, die uns seit Jahren überall treu begleiten und hintragen – egal an welchen Ort und ohne sich BEINahe den Freitod zu wünschen. Ohne sie wären für uns alltägliche Dinge wie zum Beispiel gehen, aufstehen, Rad fahren usw. beschwerlich und zeitraubend. Ohne sie könnten die Männer nicht vor den Damen auf die Knie fallen und sie um ihre Hand anhalten (Och, schade. *seufz*). Ohne sie könnten wir in Notsituationen nicht um unser Leben rennen. Ohne sie könnten Männer nicht im Stehen pinkeln (darüber lässt sich jedoch streiten, ob das nun ein Vor- oder Nachteil ist…). Ohne sie könnten wir niemandem „ein Bein stellen“. Niemand würde „das Tanzbein schwingen“. Und sich schon gar nicht „für jemanden ein Bein ausreissen“. *autsch*

Beine sind wahnsinnig vielseitig und begabt. Sie können schlafen, jucken, brennen, schmerzen, bluten, rennen oder stützen. Sie sind irgendwie lebendig, auf ihre eigene Art und Weise. Sie sind dehnbar, beweglich, stark, und manchmal sogar angriffslustig. Spätestens dann, wenn wir das unkontrollierbare Bedürfnis verspüren, jemandem gehörig in den Hintern zu treten.

Viele Menschen sehen den Besitz eines eigenen Fortbewegungsmittels in Form eines Autos oder eines Fahrrades als Luxus an. Vergessen wir dabei nicht, dass die meisten von uns – auch ohne Auto oder Fahrrad – ein eigenes Fortbewegungsmittel besitzen? Und erst noch eines, das massgeschneidert auf jeden von uns passt. Haben wir uns schon mal überlegt, wie wichtig unsere Beine für uns sind, welche wir vorwiegend als viel zu selbstverständlich nehmen?

So gesehen sind wir reich. Reich weil wir ein Geschenk – nein, eigentlich gleich zwei Geschenke – erhalten haben. Beine schenken uns alles, was wir brauchen, um uns wohl zu fühlen. Sie schenken uns Bewegungsfreiheit, Sprungkraft, Geschwindigkeit und die Fähigkeit, durch unsere eigene Antriebskraft auf Menschen zu zugehen und sie in die Arme zu schliessen. Menschen, die wir lieben und die uns genauso wichtig sind, wie es die Beine für uns sein sollten.

Kein Bein gleicht dem anderen. Beine sind Individuen. Eines haben sie jedoch alle gemeinsam: Sie schenken uns etwas von unschätzbarem Wert, unsere Unabhängigkeit – und somit auch Freiheit.

PS: Und jetzt weiss ich endlich auch woher das Wort „Beinfreiheit“ kommt. Hals-und Beinbruch!


Dienstag, 11. Mai 2010

Nächtliche Überfälle

Manchmal überfallen sie mich mitten in der Nacht. Völlig unerwartet und äusserst aufdringlich. Sie brennen sich in mein Gehirn wie die Nadel eines Tätowierers in die Haut. Sie lauern irgendwo in einem Versteck und warten sehnsüchtig darauf, ihren grossen Auftritt aufs Parkett (bzw. aufs Papier) zu legen. Da bin ich mir ganz sicher.

Wenn sie dann den Weg in mein Bewusstsein gefunden haben, bleiben sie hartnäckig an Ort und Stelle und lassen sich nicht mehr vertreiben. Die Gedanken. Meine Gedanken. Die Gedanken, die mich Nacht für Nacht vom Schlaf abhalten. Sie wollen raus. Sie wollen sich bemerkbar machen. Sie wollen aufs Papier gebracht werden. Ab und zu versuche ich sie zu ignorieren oder auszutricksen. Meistens jedoch erfolglos. Sie lassen sich weder vertreiben noch verdrängen.

Also verlasse ich mein Bett und setze mich hin. Ich schreibe unsortierte Wörter wirr aufs Blatt. Irgendwann, wenn die Zeit reif ist, werden daraus Sätze. Massenhaft Sätze. Vielleicht sogar eine ganze Geschichte. Dann kehrt wieder Ruhe ein. Zumindest für den Rest dieser einen Nacht. Und ich schlummere glückselig, immer in Begleitung neuer, nach Aufmerksamkeit haschender Gedanken, die ungeduldig auf ihren grossen Auftritt warten. Vielleicht morgen. Oder übermorgen. Wer weiss. Irgendwann schaffen sie es aufs Papier und bleiben stolz da liegen.

Bis weitere unermüdliche Gedanken mich überreden, sie zu ordnen und aus chaotischen Wörtern ein sinnvolles Gefüge zu bilden. Erst dann – wenn ich die einzelnen Wörter fein säuberlich sortiert, aufgeräumt, um platziert und ins Reine geschrieben habe – geben sie endlich Ruhe. Dann sind sie zufrieden – und mit mir und sich selber im Reinen…!